17.03.2023
Energie & Ressourcen

Kreislaufwirtschaft in Liechtenstein bauen

Was wäre, wenn wir für Neu- und Umbauten verfügbare Bauteile aus der urbanen Mine weiterverwenden und neue Rohstoffe aus Bauabfällen gewinnen? Wer es wagt, die Gebäude- und Arealentwicklung mit einem solchen zirkulären Blick anzugehen, erschafft neue Perspektiven: Für die Umwelt, für das Wohlbefinden der Gebäudenutzer:innen und für die Baubranche. Die Bau- und Immobilienwirtschaft hat als grösster, globaler Abfallproduzent einen bedeutenden Hebel zur Reduktion von Treibhausgas-Emissionen und zur Ressourcenschonung. Der Blick über den Energieverbrauch im Betrieb und das Recycling von Materialien hinaus eröffnet neue Horizonte.
Anja Bundschuh
Circular Hub Zürich

Kreislaufwirtschaft zu realisieren bedeutet, Verantwortung zu übernehmen. Es ist eine bewusste Entscheidung, Ressourcen bei der Planung so einzusetzen, dass sie auch in der Zukunft verfügbar bleiben.. Unerlässliche Entscheidungsgrundlage dafür ist die Kenntnis der gesamten Wertschöpfungskette im Bauwesen.

Ein wesentlicher Treiber für mehr Zirkularität in der Baubranche ist ihre Digitalisierung. Der Hebel für den Wandel liegt allerdings in der Dekarbonisierung und der Ressourcenschonung. Beides ist realisierbar, wenn Gebäude und Areale als Materiallager verstanden und als solche gebaut werden.  Wenn Bauherrschaften bei der Planung von Arealen und Gebäuden vorgeben, dass etwa Bauteile am Ende ihrer ersten Nutzung wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückfliessen sollen, kreieren sie eine zirkuläre Nachfrage und entsprechende Angebote. Gemeinsam mit Architekt:innen, die verstehen, dass ihre Design- und Materialentscheidungen die langfristige Verfügbarkeit von Ressourcen beeinflussen, werden sie zu wahren Wertschöpfer:innen. Ein Bauwesen, in dem Produkte und Bauteile zu ihrem höchsten Materialwert im Umlauf gehalten werden, regeneriert die Natur: Kreislaufwirtschaft als neues Normal im Bauwesen, als Standard für die Zukunft.

Mit Willen und Mut wird Kreislaufwirtschaft zum Gesellschaftssystem. Der Schlüssel ist die Einbindung aller Stakeholder zur Erarbeitung von Lösungen und ihrer Realisierung. Pioniere zeigen schon heute, dass es machbar ist, und inspirieren zu neuen Ansätzen und Umsetzungen. In einem gemeinsam gestalteten Netzwerk wird der Fortschritt schneller greifbar. Die Bewegung nimmt Schwung auf.

Die Rahmenbedingungen verändern sich bereits, denn die EU hat mit der EU-Taxonomie, der Konzernverantwortungsinitiative und dem Circular Action Plan die Richtung auch für die Schweiz und Liechtenstein vorgegeben.  Wer heute anfängt, zirkulär zu handeln, investiert in seine zukünftige Wettbewerbsposition.